Lichtspiele
Der Friedhof – ein Ort voller Leben
Es gibt Orte, die bei den meisten Menschen eine immer gleiche Assoziation auslösen. Der Friedhof ist ein solcher Ort. Ein Ort voller Trauer, Verlust und Tod, liegen doch hier unsere Vorfahren begraben. Es ist ein Ort voller Erinnerungen an Vergangenes, Unwiederbringbares. Hier wird dem Menschen bewusst, dass sein Leben einmal ein Ende finden wird.
Doch ein Friedhof ist mehr als nur eine letzte Ruhestätte. Hier existiert eine selten dagewesene Symbiose von Leben und Tod. Diese beiden Gegensätze sind sich hier näher als irgendwo anders. Zum Einen ist dieser ein Ablageort, eine Verwahrstätte für etwas nicht mehr im lebendigem Sinne existierendes, zum Anderen florieren hier Flora und Fauna. Viele Friedhöfe sind noch sehr naturbelassen. Der Baumbestand ist alt, und der Mensch hält sich mit tiefergehenden Ein- und Rückschnitten zurück. So sind neben den Grabfeldern die verwucherten und unbenutzten Flächen des Friedhofs ein hervorragender Rückzugsort für Tiere. Vögel brüten ungestört, Nagetiere wuseln nachts durch das Unterholz und zwischen den Gräbern. Ein ständiger Begleiter auf meinen nächtlichen Photo-Touren war der Ruf des Waldkauzes.
So entsteht eine kleine Naturoase, inmitten der sonst verbauten Stadt, in der Tiere noch artgerecht leben können. Es sind aber nicht nur die unbenutzten Ecken eines Friedhofs, in denen sich das Leben ausbreitet. Auch die Grabfelder an sich vereinen den Tod mit dem Leben. Die zumeist dunklen Grabsteine und die Grableuchten erinnern an das verloschene Leben, dem hier ein Denkmal gesetzt wird. Im Kontrast dazu sind viele Gräber sehr ästhetisch mit Blumen und Sträuchern bepflanzt. Diese speisen ihre Lebenskraft auch aus den unter ihnen liegenden verwesenden und Nähr- und Mineralstoffe abgebenden Verstorbenen.
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